Arturo Galansino

Die Kooperation zwischen dunhill und Frieze Masters findet 2025 erneut statt und vereint zwei Welten, die durch ihr gemeinsames, ausgeprägtes Augenmerk auf Tradition und Innovation verbunden sind. Im Fokus des diesjährigen Programms unter der Leitung von Arturo Galansino, Generaldirektor der Fondazione Palazzo Strozzi in Florenz, steht die Reihe „dunhill Talks at Frieze Masters“.  


Als renommierter Kurator und Museumsleiter setzt Galansino im Rahmen seiner Karriere auf die Begegnung zwischen Klassik und Moderne und verwandelt für die renommiertesten Kunstschaffenden der Gegenwart historische Räume in dynamische Bühnen. Im Palazzo Strozzi treffen Jahrhunderte voller Geschichte auf die Lebendigkeit der Gegenwart und entstehen sowohl innovative Ausstellungen als auch solche, die Traditionen hochleben lassen. Das Format ist Teil unserer fortlaufenden Auseinandersetzung mit Persönlichkeiten, die die Kultur von heute prägen. Im Gespräch erzählt Galansino über seinen Weg vom akademischen Stipendium zur internationalen Führungsposition, seine kuratorische Vision für die diesjährigen dunhill x Frieze Masters Talks und das dauerhafte Zusammenspiel von Geschichte, Moderne und Stil.

Was hat Sie zu Ihrer Karriere in der Kunstwelt inspiriert?

Schon als Kind habe ich mich leidenschaftlich für Geschichte interessiert und gerne Museen besucht. Auf dieses besondere Erlebnis mit all den Exponaten voller Geschichte, insbesondere im Zusammenhang mit Archäologie und der Antike, freute ich mich immer. Als Italiener hatte ich natürlich auch leichten Zugang zu diesem fantastischen Kulturerbe. Nach und nach entwickelte ich eine Leidenschaft für Kunstgeschichte, Gemälde, Kultur und die Exponate selbst. Daher begann ich ein Studium der Kunstgeschichte. Nach Abschluss meines Studiums, meiner Promotion und zwei Post-PHDs trat ich eine Stelle im Louvre in Paris an. Ich erkannte schnell, dass ich damit meine Berufung gefunden hatte. Museen wurden zu meinem Leben und sind ehrlich gesagt der einzige Bereich, in dem ich mich auskenne.  


Wie kam die Zusammenarbeit mit der Fondazione Palazzo Strozzi zustande? 


Fünf Jahre lang arbeitete ich in London, zunächst in der National Gallery, dann an der Royal Academy. Ich hatte eigentlich nie vor, nach Italien zurückzukehren, da ich dort sehr glücklich war. Doch ich erkannte das Potenzial, vor allem in Florenz – einer außergewöhnlichen Stadt. Somit ging also ein Traum in Erfüllung. Wir entwickelten ein ambitioniertes und einzigartiges Ausstellungsprogramm, das sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft der Kunstwelt nach Florenz brachte. Vor unserer Arbeit im Palazzo Strozzi hatte es noch niemand gewagt, zeitgenössische Kunst mit dieser historischen Stätte zu verbinden. Seit Beginn des Experiments konnten wir alle Besucherrekorde für zeitgenössische Kunstausstellungen in Italien brechen. 


Die Stiftung arbeitet nach dem Prinzip des gegenseitigen Dialogs von klassischer und zeitgenössischer Kunst. Warum ist das für Sie interessant? 



Nachdem ich mit den wichtigsten lebenden Künstler:innen unseres Programms gesprochen hatte, wurde mir klar, welche Inspiration die Geschichte des Palazzo Strozzi für sie bereithielt. Zeitgenössische Künstler:innen arbeiten normalerweise in modernen Gebäuden oder White Cubes, daher bestand die Herausforderung in der Ausstellung ihrer Werke in einer anderen Umgebung mit zahlreichen historischen und kulturellen Bezügen. Wir haben diese Künstler:innen zu einem Dialog mit unserer Vergangenheit eingeladen, da sie noch immer für die wichtigsten Themen unserer Gegenwart relevant ist. Wir sind überzeugt, dass Geschichte und zeitgenössische Kunst sich gegenseitig aus einer ganz neuen Perspektive zeigen können.  

Frieze Masters steht für dieselbe Philosophie. Auf welche Themen möchten Sie sich bei den Talks in diesem Jahr konzentrieren?

Wir haben viele Museumsexpert:innen, Kunsthistoriker:innen und großartige Künstler:innen eingeladen. Einer der Talks bei der Veranstaltung wird ein sehr anschauliches Beispiel für unsere Arbeit im Palazzo sein – und findet mit TK statt, einem der bedeutendsten Kunsthistoriker mit Spezialisierung auf Gemälde des 15. Jahrhunderts. Als Kurator zeichnet er sich für die größte Ausstellung, die dem großen Meister der Renaissance, Fra Angelico, gewidmet ist, verantwortlich. Und Chris Roktho, dem Sohn von Mark Rothko. Rothko ließ sich von Florenz inspirieren. Vom Kloster San Marco, in dem Angelico arbeitete und seine wunderschönen Fresken erschuf. Die Biblioteca Medicea Laurenziana. Angelico vor und Rothko nach ihm sind durch diese Verbindung zwischen Moderne und Geschichte miteinander verbunden. 


Was unternehmen Sie in Florenz und London am liebsten? 


Früher wohnte ich in Knightsbridge. Daher kehre ich bei jedem Besuch in London gerne in diesen Stadtteil zurück, um die Veränderungen zu erleben. Ich gehe gerne im Park spazieren und tauche in diese herrliche Oase inmitten der Stadt ein. Bei schönem Wetter ist das Grün besonders intensiv. Ein Erlebnis, das in Italien und Florenz so nicht möglich ist. Natürlich gibt es bei uns auch Parks, aber das ist nicht dasselbe Vergnügen.  


Sind Sie Sammler? 


Ich sammle ausgewählte Stücke. Mein Dilemma ist, dass ich einen sehr guten Geschmack habe, und mit gutem Geschmack braucht man Geld – das ich nicht habe. Ich sammle zeitgenössische Kunst. Von jungen sowie von etablierteren Künstler:innen. Einige Werke alter Meister. Und einige radikale Designs aus Florenz. Die radikale Designbewegung der 1960er-Jahre nach der Flut von 1966 ist das Besondere an Florenz. Wir verfügen über eine Generation von Architekt:innen und Designer:innen, die eine neue Stadt erfinden wollten. Diese Architekt:innen entwarfen eine Utopie. Jedoch blieb sie nur auf dem Papier bestehen. In diesem Zusammenhang schufen sie einige Möbelstücke sowie Fotos, Collagen und Gemälde.  

Welche Galerien besuchen Sie in Florenz und London am liebsten?

Ich besuche immer wieder die Royal Academy und die National Gallery … Als Experte für Gemälde alter Großmeister verspreche ich Ihnen, dass Sie dort voll auf Ihren Geschmack kommen, da die Qualität dieser Sammlung einfach überragend ist. Erstaunlich ist, dass diese Sammlung nie einem Aristokraten oder König gehörte. Ein weiteres Museum, das mir sehr am Herzen liegt, ist die Wallace Collection. Dabei handelt es sich um altes Haus mit Kunstgegenständen, Möbeln und einer der bedeutendsten Gemäldesammlungen Großbritanniens. 


In Florenz kenne ich viele alte Familien, die noch immer in herrlichen alten Palästen leben. Sie gehören einer anderen Epoche und Zeit an. Ein Privileg ist das Betreten eines Hauses einer alten Florentiner Familie. Ich empfehle meinen Gästen immer einen Besuch im Bargello-Museum, dem weltweit bedeutendsten Skulpturenmuseum. Ein weiterer besonderer Ort ist das Kloster San Marco, in dem Fra Angelico lebte und arbeitete. Es sieht noch immer so aus wie damals – die Architektur ist sehr minimalistisch gehalten und fast schon konzeptionell, wobei Licht, Stille und Spiritualität im Vordergrund stehen. Im 15. Jahrhundert war es ein Zentrum der humanistischen Kultur.  


Wo finden Sie Ihre Stil-Inspiration? 


Ich besitze Uniformen. Meine Arbeitsuniform ist mein Anzug – in Blau, Marineblau. Dann besitze ich noch eine andere Art von Uniform. Meine Sportkleidung. Da ich Springreiter bin, nehme ich seit meinem achten Lebensjahr an Wettbewerben teil. Mein Leben spielt sich daher zwischen der Kunst- und Pferdewelt ab. Außerdem liebe ich alte italienische Filme aus den 1960er- und 1970er-Jahren – die männliche Eleganz ist einfach umwerfend. Kunsthistoriker:innen sind entweder sehr passiv – sie sitzen an einem Tisch und lesen und schreiben – oder sehr dynamisch. Für die Besichtigung von Denkmälern und Museen muss man viel laufen und Händler:innen oder Restaurator:innen aufsuchen. Daher ist bequeme Kleidung ideal. Ich mag keine zu steife Mode.  


Welche Kleidungsstücke dürfen bei einer Vernissage-Kunstmesse auf keinen Fall fehlen? 


Ich sammle Vintage-Krawatten. Dazu stöbere ich in Vintage-Läden in Florenz und London. Ich besitze eine große Sammlung … und einige stammen noch von meinem Vater und Großvater. Daher sind Krawatten immer Teil meines Looks. Außerdem würde ich sehr bequeme Schuhe empfehlen. Ohne bequeme Schuhe kann die Messe zum Albtraum werden.